Die kindliche Entwicklung verläuft besonders rasant im Vorschul- und frühen Schulalter. Diese Phase lässt sich in mehrere wichtige Etappen unterteilen. Schauen wir uns also an, was in jeder Etappe passiert, was Eltern erwarten können und wie man Krisen bewältigt und Kinder unterstützt.
Von Der Geburt Bis Zum 10. Lebensmonat
Dieser Zeitraum gilt als entscheidend für die Entwicklung des Kindes. Bereits mit etwa zwei Monaten lernt das Kind, den Kopf selbständig zu halten; mit vier Monaten kann es sich vom Rücken auf den Bauch drehen, und bis zum sechsten Monat ist es oft in der Lage, selbstständig zu sitzen. Mit etwa zehn Monaten unternehmen viele Babys erste Versuche, sich aufzurichten und mit Unterstützung der Erwachsenen erste Schritte zu machen. Gleichzeitig erfolgt eine rasante Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten:
- Die sensorischen Fähigkeiten entwickeln sich, wenn Säuglinge auf Geräusche, die Gesichter vertrauter Personen und Spielzeuge reagieren. Sie versuchen, verschiedene Gegenstände zu greifen und sie mithilfe von Tastsinn, Geräuschen und Geschmack zu erkunden – erste Versuche, Farben, Geschmäcker, Texturen und Formen zu entdecken und zu verstehen.
- Bis zum sechsten Monat reagieren Babys bereits auf die Stimmen ihrer Bezugspersonen und äußern ihre Bedürfnisse durch Laute und Weinen. Es ist wichtig, mit dem Kind zu kommunizieren, auch wenn es die Wörter noch nicht versteht, um die Sprachentwicklung zu fördern.
- Die emotionale Entwicklung zeigt sich in Reaktionen wie Weinen, Lachen und Lallen.
In dieser Zeit lernen Kinder, Gegenstände von einer Hand in die andere zu geben, was ihre Koordination verbessert und die Grundlage für die grobmotorischen Fähigkeiten legt.
Von 10 Bis 12 Monaten: Ein Deutlicher Entwicklungssprung
Der Fortschritt in der Entwicklung wird in dieser Phase besonders deutlich. Einige Babys können bereits versuchen, ohne Unterstützung zu stehen, krabbeln sicher und beginnen, das Laufen zu lernen. In diesem Alter spielen Kinder schon mit dem Ball, indem sie ihn wegstoßen, versuchen, Bauklötze aufeinander zu stapeln, und Seiten in Büchern blättern (es empfiehlt sich, Bücher mit stabilen Kartonseiten zu wählen, da die Bewegungen der Kinder noch nicht vollständig kontrolliert sind).
Auch ihre Fähigkeit, mit Gegenständen zu hantieren, entwickelt sich schnell: Sie können einen Löffel halten und zum Mund führen, Gegenstände mit beiden Händen greifen und damit gegeneinander schlagen.
Die kognitive Entwicklung zeigt sich in verschiedenen Aspekten. Kinder beginnen:
- Silben und kurze Wörter zu sprechen,
- Interesse an anderen Menschen außer ihrer Mutter zu zeigen,
- sich für unterschiedliche Texturen, Geräusche und Licht zu interessieren,
- selbstständig zu essen zu versuchen,
- tagsüber weniger zu schlafen und die Welt um sich herum aktiv zu erkunden.
In dieser Phase interessieren sich Babys besonders für alles, was sich in den unteren Regalen von Schränken befindet. Sie ziehen an Kabeln, krabbeln durch das ganze Haus und entdecken ständig Neues. Deshalb ist Sicherheit von größter Bedeutung: Steckdosen sollten gesichert, elektrische Geräte unzugänglich gemacht und kleine Gegenstände vom Boden entfernt werden. Alles, was schmeckt oder sich ertasten lässt, weckt in dieser Zeit das Interesse des Kindes – daher sollte die häusliche Umgebung so sicher und gesund wie möglich gestaltet werden.
Kinder Entwicklungsphasen zwischen Einem und Zwei Jahren
Bis zum Alter von 15 Monaten läuft das Kind in der Regel sicher ohne Hilfe, beginnt zu rennen und lernt, Treppen zu steigen. Es kann selbstständig essen, auch wenn das noch nicht sehr ordentlich geschieht. Der Schlaf reduziert sich auf etwa 10–12 Stunden pro Tag. In dieser Zeit treten oft die ersten Trotzreaktionen auf – verbunden mit der Phase „Ich kann das alleine!“.
Das Kind beginnt, die Mutter nicht mehr als Teil seiner selbst wahrzunehmen, sondern als eigenständige Person. Dieses Streben nach Unabhängigkeit sollte nicht unterdrückt, sondern durch sichere und entwicklungsfördernde Aufgaben unterstützt werden – zum Beispiel Spielzeug wegräumen, Kleidung auswählen, sich selbst anziehen oder in der Küche mithelfen.
Kindliche Entwicklung mit einem Jahr
Mit etwa 18 Monaten umfasst der Wortschatz eines Kindes rund 15 Wörter, aber dieser wächst schnell – bis zum Alter von zwei Jahren können es über 100 Wörter sein. In diesem Alter drücken Kinder ihre Fantasie und ihren Forscherdrang aus, indem sie in Rollenspielen agieren, Schubladen öffnen, um zu sehen, was sich darin befindet, oder Gegenstände in den Mund nehmen, um sie sensorisch zu erfassen. Nein, das ist noch nicht die Phase der kindlichen Entwicklung, in der Eltern sich entspannen können – aber die Interaktion mit dem Kind wird deutlich spannender.
Veränderungen bis zum zweiten Lebensjahr
Im Laufe dieses Jahres verlieren Kinder ihr typisches Baby-Aussehen und werden zu Kleinkindern. Sie erlangen mehr Kontrolle über ihre Bewegungen und Koordination: Sie drehen Tür- und Schubladengriffe, blättern Seiten einzeln um, helfen beim Windelwechseln und entwickeln zunehmend die Kontrolle über Blase und Darm.
Ihr Wortschatz umfasst nun 200–300 Wörter, und sie können Zwei-Wort-Sätze bilden. Sie verstehen das Konzept des Besitzes, aber noch nicht das des Teilens.
Zuhause zeigen sie sich oft widerspenstig und sagen häufig „Nein“, was mit der Phase der Autonomie zusammenhängt. Die kindliche Entwicklung fühlt sich für viele Eltern in dieser Zeit wie eine echte Geduldsprobe an. Gleichzeitig laufen und rennen Kinder aktiver – jedoch ist der Gleichgewichtssinn noch nicht vollständig entwickelt, ebenso wenig wie die Tiefenwahrnehmung. Dadurch kommt es häufig zu heftigen Stürzen – was ganz natürlich ist, da dies hilft, Gleichgewicht und Gang zu lernen.
Kleinkindalter: von 2 bis 3 Jahren
Die kindliche Entwicklung im Alter von zwei bis drei Jahren ist eine aufregende und wichtige Phase, in der Kinder viele neue Fähigkeiten erwerben, ihren Horizont erweitern und verschiedene Aspekte ihrer Persönlichkeit entwickeln.
In diesem Alter sprechen Kinder deutlicher und zusammenhängender. Sie können Dinge benennen, einfache Geschichten erzählen und Fragen stellen. Der Austausch mit dem Kind wird durch Gespräche, gemeinsames Lesen und das Teilen von Erlebnissen besonders gefördert.
Kleinkinder finden erste Freunde im Kindergarten, auf dem Spielplatz oder in ihrer Umgebung. Sie lernen, Beziehungen aufzubauen und mit Gleichaltrigen zu interagieren. Oft nehmen sie aktiv an Gruppenspielen teil, lernen zu teilen und im Team zu agieren.
Die körperliche Entwicklung wird in dieser Phase noch offensichtlicher: Kinder rennen, klettern und springen. Es ist wichtig, ihnen Zugang zu altersgerechten und sicheren Klettergerüsten zu bieten. Dies fördert ihre Muskulatur, Koordination, Körperwahrnehmung sowie motorische Fähigkeiten und Beweglichkeit.
Vorschulalter: 3–5 Jahre
Nach der aktiven körperlichen und kognitiven Entwicklung entfalten Vorschulkinder zunehmend ihre Kreativität. Sie malen, kneten, bauen mit Klötzen oder denken sich eigene Spiele aus. Anstelle von kurzen Sätzen erzählen sie ganze Geschichten und berichten von Gefühlen, Gedanken und Ideen. Sie entwickeln zudem Hörverständnis und kommunikative Fähigkeiten im Umgang mit anderen Kindern und Erwachsenen.
Diese Kinder-Entwicklungsphasen können etwas früher oder später eintreten, aber die hier beschriebene Entwicklung ist typisch für das Vorschulalter. Wenn Sie bemerken, dass Ihr Kind in zwei oder mehr Bereichen nicht mithält, wird dringend empfohlen, einen Kinderarzt, Neurologen oder Neuropsychologen aufzusuchen. Diese Information soll Eltern keine Sorgen bereiten – je früher man eine Schwierigkeit bemerkt, desto einfacher lässt sie sich bewältigen oder gezielt fördern. Genau deshalb gibt es Entwicklungsübersichten und Checklisten.
Selbstständigkeit
In dieser Phase geben Pädagog:innen den Kindern Aufgaben, die praktische Lebenskompetenzen fördern. Dazu zählen Tischspiele, Schnür Übungen, Puzzles usw. Kinder lernen, sich selbst die Zähne zu putzen, ohne Hilfe zu essen, Kleidung auszuwählen und ihre Spielsachen aufzuräumen.
Gedächtnis
Je näher das Schulalter rückt, desto besser wird das Erinnerungsvermögen. Kinder kennen dann bereits Details wie ihren Vor- und Nachnamen, ihre Adresse – manchmal sogar eine Telefonnummer. Vorschulkinder sollten idealerweise die Wochentage und die Monate in richtiger Reihenfolge benennen können.
Sozialverhalten
In dieser Phase lernen Kinder, zu teilen, sich abwechselnd, gemeinsam zu spielen und sich in der Öffentlichkeit angemessen zu verhalten – mit weniger Wutanfällen. Sport- und Bewegungsspiele helfen, Selbstbewusstsein und Beweglichkeit zu entwickeln. Vorschulkinder zeigen bis etwa zum fünften Lebensjahr oft launisches, egozentrisches oder aggressives Verhalten innerhalb der Familie, doch ab fünf sind sie meist kooperativer, gehorsamer und bemüht, anderen zu gefallen. Auch die emotionale Bindung zu den Eltern wird in diesem Alter stärker.
Schulreife
Um ein Kind auf die Schule vorzubereiten, kann man von abstrakten zu konkreten Aufgaben und Aktivitäten übergehen. Zum Beispiel können Kinder Buchstaben und Zahlen erkennen, bis 20 zählen, Gedichte auswendig lernen und Rätsel lösen. Es ist wichtig, das Kind dabei nicht zu überfordern. Die Dauer der Beschäftigungen sollte an seine Konzentrationsfähigkeit angepasst werden – in der Regel etwa 15–20 Minuten. Danach brauchen Vorschulkinder eine Pause und körperliche Aktivität. Eltern sollten ihre Kinder in dieser Phase unterstützen, indem sie ihnen Möglichkeiten zur kreativen Entfaltung und zur Entwicklung verschiedener Persönlichkeitsaspekte bieten.
Frühere Schuljahre (6–8 Jahre)
Dies ist wie ein neuer Abschnitt in den Kinder Entwicklungsphasen: Die intensivsten kindlichen Trotzphasen liegen bereits hinter dem Kind, und es besucht nun die Schule. Doch bringt diese neue Entwicklungsphase eigene Besonderheiten mit sich: Kinder erwerben aktiv neues Wissen und neue Fähigkeiten, lernen, mit Gleichaltrigen und Erwachsenen zu interagieren, verstehen soziale Normen und Regeln und entwickeln Fähigkeiten zur Konfliktlösung und zur Teamarbeit.
Zudem sind Kinder in diesem Alter oft sehr energiegeladen. Körperliche Aktivität, Sport und Spiele im Freien sind für Grundschulkinder nicht nur wichtig für die motorische Entwicklung und die Muskelstärkung, sondern auch zur Stressbewältigung, zur Entlastung und zum Abbau von emotionalem Druck. Kinder zeigen in diesem Alter oft Interesse an verschiedenen Aktivitäten wie Tanzen, Sport oder Bewegungsspielen in Innenräumen.
Es ist wichtig, diese Interessen zu fördern und weiterzuentwickeln – aber seien Sie auch auf Veränderungen vorbereitet. Die Begeisterung fürs Tanzen kann sich plötzlich in den Wunsch verwandeln, Fußball zu spielen oder schwimmen zu gehen. Kinder erkunden nicht nur ihre Umgebung, sondern auch sich selbst, indem sie herausfinden wollen, was ihnen wirklich gefällt. Wenn Ihr Kind also sagt: „Ich möchte nicht mehr in diesen Sportverein gehen, ich möchte in einen anderen“, dann tun Sie ihm einen großen Gefallen, wenn Sie ihm erlauben, zu experimentieren und eigene Vorlieben zu entdecken. Letztendlich wird sich Ihr Kind für eine Aktivität entscheiden, die ihm wirklich Freude bereitet.
Kindliche Entwicklung im Übergang zum Jugendalter: 8–10 Jahre
Kinder in diesem Alter entwickeln zunehmend abstraktes und kritisches Denken. Sie sind in der Lage, komplexer, logisch zu denken und Probleme eigenständig zu lösen. Dies wirkt sich auch auf ihre soziale Entwicklung aus: Kinder beginnen, andere besser zu verstehen, Empathie zu zeigen, bewusst mit Gleichaltrigen oder Erwachsenen zusammenzuarbeiten und Konflikte selbstständig zu lösen.
Insgesamt stellt diese Altersstufe eine Übergangsphase zwischen Kindheit und Jugend dar, die von intensivem, körperlichem, intellektuellem und sozialem Wachstum geprägt ist. Eltern und Erziehende sollten die kindliche Entwicklung weiterhin unterstützen und den Kindern Möglichkeiten geben, eigene Interessen zu entdecken und weiterzuentwickeln.
Zudem ist dies ein idealer Zeitpunkt, das Kind mit Umarmungen, Fürsorge und Liebe zu umgeben und möglichst viel gemeinsame Zeit zu verbringen. Schon bald wird aus dem kleinen Schulkind ein Teenager. Die Jugendzeit, ihre Herausforderungen und die Frage, wie Eltern und Kinder diese Phase möglichst harmonisch durchleben können – das ist ein Thema für sich.
Auf jeden Fall gilt: In jeder Entwicklungsphase, zu jedem Meilenstein der kindlichen Entwicklung braucht es einen unerschöpflichen Vorrat an bedingungsloser Liebe, Geduld und Verständnis für die kindliche Psyche. Das ist der Schlüssel dafür, dass Ihr Kind selbstständig, selbstbewusst, gesund und – vor allem – glücklich wird.